Freie Wahl der Arbeit

In Montessori- Kinderhäusern bzw. -Schulen stellt die Freiarbeit und somit die freie Wahl der Arbeit das Hauptprinzip der Arbeit dar. Freie Wahl der Arbeit heißt, dass jedes Kind gemäß seinem Interesse und seiner Empfänglichkeiten den Gegenstand sowie den Umfang seiner Arbeit frei wählen kann, ebenso wie den Arbeitsort und die Arbeitspartner*innen.

Das Prinzip der freien Wahl der Arbeit deckt sich mit einer Erfahrung, die wohl jede*r schon in seinem/ihrem Leben gemacht hat: Eine Arbeit, die man selbst wählt, weil sie einen interessiert und sie einem Freude bereitet, geht leichter von der Hand, fesselt einen mehr und bleibt einem besser in Erinnerung. Dies ist auch lernpsychologisch erwiesen.

Das Prinzip der freien Wahl der Arbeit verlangt den Pädagog*innen Geduld ab. Sie dürfen nicht lenkend eingreifen und das Kind zu einer bestimmten Arbeit hinziehen, sondern müssen ihm zu der von ihm gewählten Arbeit folgen. Die Aufgabe der Lehrkräfte ist es, das Kind bei der eigenen Wahl zu unterstützen, ihm aber auch die Grenzen der Freiheit aufzuzeigen, es also im Prozess zu begleiten. „Die Freiheit des Kindes muss als Grenze das Allgemeinwohl haben, als Form darauf, was wir als Wohlerzogenheit bei seinen Manieren und seinem Auftreten bezeichnen. (…) Der/die Lehrer*in muss seine/ihre Stellung als Beobachter verstehen und empfinden.“[1]

Das Prinzip der freien Wahl der Arbeit führt dazu, dass das Kind die Möglichkeit hat, durch Polarisation der Aufmerksamkeit von ungeordneter in geordnete Arbeit zu kommen und somit sich selbst in seinem Streben voranzutreiben. Deshalb stellt die Freiarbeit das Kernstück der Arbeit nach Maria Montessori dar.

In unserem Schulalltag wechseln sich Freiarbeit und Fachzeiten, sogenannte Gemeinsame Lernzeiten, ab. Während in Klassenstufe 5/6 die Freie Arbeit noch einen großen Teil des Schultags einnimmt, verbringen die Schüler*innen der Oberstufe noch ca. ein Drittel ihrer Schulwoche in der Freiarbeit, da im Zuge der Prüfungsvorbereitung der Stellenwert der Fachzeiten ab Klasse 9/10 zunimmt.


[1] Montessori, Maria: Grundlagen meiner Pädagogik. Wiebelsheim 2005: Quelle & Meyer. S.33.