Friedenserziehung

Aus Perspektive und in der Zeit Maria Montessoris haben die Erwachsenen das Kind als gesellschaftsbildende Kraft nicht anerkennen können. „Würden wir den Schwerpunkt bei dem Schaffen und Weitergeben von Kultur vom Erwachsenen und seinen Werten auf das Kind und seine Werte verlegen, würden wir den Lauf der Kultur gänzlich verändern“.[1] Bezogen auf das Friedensproblem spricht Montessori von einem „Kollektiv Unbewussten“[2], das die Ursache vieler Kriege sei. Als Mitursache für Kriege sei das Außer-Acht-Lassen der gesellschaftsbildenden Kraft der Kinder zu nennen. Das Miteinander von Menschen und Gruppen hat, wenn man einen Blick auf die Geschichte der Menschheit wirft, immer zwischen Phasen des friedlichen Miteinanders und Konflikten und Kriegen, geschwankt. Es wurden immer wieder Versuche unternommen, durch Bündnisse, kooperative Zusammenschlüsse und Verträge Frieden zu schaffen und zu erhalten. 

Unsere Arbeit, die sich nach der Idee der Achtsamkeit und der Ganzheitlichkeit des Kosmos` richtet, führt dazu, dass Kinder begreifen, dass es einen Unterschied (für eine ganze Gesellschaft) macht, ob ein Mensch sich mit Hochmut, Gier oder Egoismus verhält und dass es eine Auswirkung hat, wenn wir friedlich miteinander und zusammen arbeiten. „Denn sie können nur das retten (und bewahren), was sie selbst wertschätzen gelernt haben“.[3]

Es ist von aktueller politischer Brisanz, dass Kinder in Freiheit, achtsam und auf der Grundlage der Normalisation begleitet werden. So kann ein wesentlicher Beitrag zur Verhinderung von Kriegen und gewaltsamen Eskalationen geleistet werden. Ein wesentlicher Beitrag, den wir Erwachsene leisten können, ist Wert auf Beziehungsarbeit mit Kindern zu legen, Arbeit in tragfähige Beziehungen zu investieren und Kindern mit Offenheit und Liebe zu begegnen, um sie als (den) wesentlichen Teil der Gesellschaft wertzuschätzen. Wenn wir Kindern mit offenem Blick für ihr Wesen begegnen, können wir sie in ihrer ursprünglichen und kindlichen Natur als Vorbilder sehen.  

Die Idee, dass es im Grunde eine einzige Nation gibt, ist Teil des Gedankens der Kosmischen Erziehung. Für die Begleitung von Kindern hat das die Konsequenz, dass Eltern, Erzieher*innen und Lehrer*innen Raum für Kinder schaffen, die Menschheit in der Vergangenheit und in der Gegenwart zu „begreifen“, damit sie sich (bereits vom Kindesalter an) als Teil dieses Ganzen sehen und die damit einhergehende Verantwortung spüren können.


[1] Standing, E. Mortimer: Maria Montessori. Leben und Werk. Berlin 2009: LIT. S.53.

[2] Ebd., S. 52.

[3] Behrens, Laura; Müller, Cosima: Guided by Nature. In: Das Kind – Heft 54. S. 105.