Gemeinschaftsprojekt von Musik – Kunst – Darstellendem Spiel

Grundannahmen:

Wir befinden uns im Maschinenraum eines nicht näher benannten Schiffes. Menschen begegnen sich dort in sehr unterschiedlichen Lebenssituationen. Die Einen sind auf der Flucht, die Anderen wandern aus, die Dritten erkunden die Welt. Alle ihre Hoffnungen, Wünsche, Ängste und Sorgen treffen auf engstem Raum aufeinander. Die Zuschauer sind mitten unter ihnen und erleben alle Emotionen hautnah mit.

Flüchtlingsboot
Bild: Keystone/AP

Schulischer Rahmen:

Beteiligt am Projekt sind SchülerInnen der Klassen 7 – 12. Sie erarbeiten in verschiedenen Unterrichtsprojekten szenische Darstellungen, musikalische Beiträge und das Bühnenbild. Aufführungsort ist der Heizungsraum der Schule, der aufgrund seiner räumlichen und technischen Voraussetzungen als Kulisse besonders geeignet erscheint.

Organisation und inhaltliche Überlegungen:

Für April 2014 ist die erste Aufführung geplant. Bis dahin müssen Band, Ensemble und Chor fünf bis sechs Musikstücke unterschiedlichen Charakters entwickelt haben, die möglichst viele emotionale Aspekte einer solchen Reise zum Ausdruck bringen. Gedacht ist dabei u. a. an einen Stepptanz aus den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts, einen Blues aus dem American-Folk-Kontext, der sich mit der Erinnerung an die verlassene Heimat beschäftigt, einem Hip-Hop-Stück zum Thema Flucht, einem Soul-Stück von Adele, das sich mit den Themen Hoffnung und Kraft auseinandersetzt und schließlich ein Rahmen gebendes Elektrobeat-Stück, das die Maschinenraumatmosphäre akustisch umsetzt.
Die Bühnenbildgruppe hat die Aufgabe den bereits vorhandenen technischen Charakter des Aufführungsortes durch Wandgestaltungen, die Maschinenraumdetails wie Rohre, Ventile, Manometer und Elektro-Verkabelung zu unterstreichen. Zusätzlich sollen unterschiedliche Gepäckstücke hergestellt werden, die die behelfsmäßige und beengte Wohnsituation auf dem Schiff unterstreichen sollen. Weitere Gepäckstücke sollen die Zuschauer mit in den Bühnenraum nehmen und damit Teil der Kulisse werden. Möglicherweise können dann Darsteller während der Aufführung nach bestimmten Gepäckstücken suchen, um darin befindliche Dokumente (z.B. Fragmente alter Reiseerinnerungen) vorzulesen.
Szenische Darstellungen zum Thema Flucht/Auswanderung werden in der Gruppe „Darstellendes Spiel“ der Kl. 11 erarbeitet und mit den musikalischen Beiträgen verzahnt.
(Mina Shokat und Stephan Haubrich)

Februar 2014: Das ist aus unserem Projekt geworden

Entwurf eines Stückes zum Projekt Trialog der Kulturen

Aufführung der Montessori–Gesamtschule Saarbrücken.
Kurs 11/12 Darstellendes Spiel in Zusammenarbeit mit verschiedenen Musikprojekten aus allen Klassenstufen

Geplante Aufführung: Anfang April 2014 im Heizungskeller der Montessori-Schule.

Der große Heizungskellerraum der Schule wird als Deck und Maschinenraum eines Passagierschiffes angenommen und von der Bühnenbild-Gruppe der 7/8er Schüler unter Anleitung von Stefan Haubrich teilweise mit Hintergrundprospekten ausgestattet, die die Thematik des Schiffes aufnehmen.
Die im Eingangsbereich des Raumes gelegene Empore, über die man den relativ hohen Raum betritt, ist als Bühne für die Musiker vorgesehen. Direkt vor der Empore, und somit hinter den Zuschauerreihen, soll sich der Chor platzieren. Ein schmaler Streifen vor den Heizkesseln, Rohrleitungen und anderen fest installierten Versorgungseinrichtungen im hinteren Teil des Raumes ist als Bühne für die Schauspie­lerinnen gedacht.

Nachdem wir über verschiedene mögliche Themenschwerpunkte diskutiert hatten, haben wir uns auf die Themen Kinderarbeit und Kindersoldaten konzentriert.
Die Handlung des Stückes dreht sich um zwei Kinder, die jeweils aus einer Armee und einem Textilbe­trieb aus nicht näher benannten Ländern geflohen sind und im Maschinenraum des Schiffes als blinde Passagiere Zuflucht gesucht haben. Diese beiden schließen im Folgenden Bekanntschaft mit Sofia, der Tochter der Berufsfotografin Susan van der Holzer, die von ihrer Mutter so häufig als Model ausgenutzt wird, dass sie dadurch keine normale Kindheit (weder Schule noch Freizeit) mehr hat. Diese beiden ma­chen mit ihrem Dienstmädchen Maria als offenbar gut betuchte Fahrgäste auf dem Schiff eine Reise zu einem bedeutenden Fashion-Event. Die „Mischung“ der Namen aus verschiedenen Sprachen soll den Charakteren eine gewisse Allgemeingültigkeit in Bezug auf ihre Herkunft verleihen und lediglich an­deuten, dass sie aus irgendeinem besser gestellten Land kommen. Sofia läuft nach einem heftigen Streit vor ihrer Mutter davon, und da sie von dem Schiff nicht wegkommt, versteckt sie sich im Maschinenraum, wo sie auf die beiden Flüchtlingskinder trifft.
Unter den Fahrgästen ist außerdem noch eine mysteriöse Dame, die alles beobachtet und vieles zu wissen und vorauszuahnen scheint. Diese hilft den drei Kindern unerwartet, kann aber nichts dagegen tun, dass die beiden Flüchtlinge letztlich doch entdeckt und im nächsten Hafen abgeschoben werden.

Das Stück befindet sich noch in Arbeit. Die Anfangsszenen, die die Exposition bilden, sind bereits fertig und mehrmals geprobt worden. Zur Zeit arbeiten wir an der Entwicklung des Konfliktes, der schließlich zur Entdeckung der blinden Passagiere führen soll.

Die szenische Darstellung wird mit den Musikstücken von Chor und Band kombiniert. Dabei wird entweder die Handlung mit entsprechender Musik untermalt, bzw. begleitet, oder die DS Gruppe und der Musikkurs wechseln sich ab.

Peter Neu, Februar 2014

Aufführung des Stücks
„Isla Paraiso – Eine Schiffsreise“ am 13. und 16. Juni 2014

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…und das ist das Stück…

1
Während die Fahrgäste Susan, Sophia und Maria das Schiff betreten (Maria schleppt den größten Koffer, Sophia eine kleinere Tasche und Susan trägt ständig ihre Kamera um den Hals) begrüßt der Kapitän die Passagiere an Bord:

Kapitän:
Meine sehr verehrten Fahrgäste, hier spricht Kapitän Hansen. Ich heiße Sie im Namen unserer Reederei aufs Herzlichste willkommen an Bord der Esperanza. In Kürze werden wir den Hafen verlassen und die Fahrt nach Isla Paraiso antreten. Die See ist zur Zeit sehr ruhig und die Außentemperatur ist äußerst angenehm. Erleben Sie die unendliche Weite des Ozeans von einem unserer Aussichtsdecks. Machen Sie es sich bequem in Ihren Kabinen, die mit allem, was moderne, zivilisierte Menschen benötigen, ausgestattet sind. Genießen Sie Ihre Reise an Deck bei Mahlzeiten und Erfrischungen, die unser Bordservice jederzeit für Sie bereithält. Sollten Sie Fragen oder Probleme haben, so wenden Sie sich bitte an unser hilfsbereites Personal. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Reise.

2
Sophia setzt sich mit Maria an Deck hin. Sobald ihre Mutter aus dem Blickfeld verschwunden ist, nimmt sie ihr Vokabelheft hervor.

P.: Susan ist eine gute Mutter. Sie liebt ihre Tochter sehr, so wie alle Mütter. Nur liebt sie sie auf ihre eigene Weise. Sie möchte das Beste für ihre Tochter, so wie alle Mütter; und das Beste ist für Susan ein Leben in der Welt der Schönheit und des Luxus. Um das zu erreichen muss man hauptsächlich gut aussehen und sich richtig bewegen und präsentieren können.

Maria und Sophia vertiefen sich bald in Sophias Spanisch – Vokabeln. Sie nehmen dabei eine fast verschwörerische Haltung ein: Es wird klar, dass Sophia diese Reise überhaupt nicht machen will und sie ist Maria sehr dankbar, weil diese sie bei ihrer Schularbeit unterstützt.
Stichwort für Susans Auftritt: Maria: „Kein Problem!“).
Maria sieht Susan zurückkommen und warnt Sophia („Achtung, sie kommt!“). Sofort verschwinden die Schulsachen und die beiden unterhalten sich laut und deutlich über Mode, etc. Susan kommt in aufgekratzter Stimmung zurück und „vertreibt“ Maria, indem sie ihr eine Anweisung erteilt. Sie zeigt begeistert ihre Fotos am Kamera-Display und schwärmt Sophia von dem bevorstehenden Treffen mit Lagerfeld und dem Fotoshooting auf Isla Paraiso vor. Lernen und Schulaufgaben sind für Susan etwas völlig Unnötiges und dies stiehlt ihrer Tochter wertvolle Zeit, die sie für ihre Karriere als Fotomodell nutzen sollte. Sophia beklagt sich darüber, dass sie zu wenig für ihre Schulausbildung tun kann und ihre beste Freundin nicht mitnehmen durfte. Susan lässt kein gutes Haar an Sophias Freundin und an ihrem Vater. Sie versucht Sophia für hochhackige Schuhe zu begeistern. Sophia protestiert, weil ihr Orthopäde dagegen ist. Susan lässt die Meinung des Orthopäden nicht gelten und besteht darauf, dass sie als Mutter wohl eher weiß, was am besten für ihr Kind ist. Sie beschwichtigt sie mit dem Hinweis, dass Sophia wohl gerade ein bisschen verwirrt ist. Susan ist ehrlich der Überzeugung, dass ihre Tochter intelligent und talentiert genug ist um im Leben voranzukommen, auch ohne viel Schulbildung. Sie will ihr zu einer glanzvollen Karriere als Model verhelfen. Sophia wirft ihr vor, dass sie dabei nur an sich denkt und verlässt ärgerlich die Szene.
Maria ist inzwischen zurückgekommen und wird von Susan hinter Sophia her geschickt.

3
Kira betritt den Keller durch die Eingangstür. Sie ist außer Atem, verängstigt und schleicht an den Wänden des Raumes entlang. Während sie sich ängstlich umsehend auf der Suche nach einem Versteck den Raum absucht, liest Paula den folgenden Text:

Ausbeuterische Kinderarbeit verletzt die Rechte eines Kindes. Nach Angaben der IAO sterben jedes Jahr etwa 22.000 Kinder und Jugendliche bei Arbeitsunfällen.
168 Millionen Kinder zwischen fünf und 17 Jahren benennt die IAO als Kinderarbeiter, das heißt diese Kinder arbeiten regelmäßig mehrere Stunden am Tag. Unter ihnen sind 85 Millionen Mädchen und Jungen in gefährlicher Arbeit: Sie arbeiten in Steinbrüchen oder kommerziellen Plantagen, sie leisten Nachtarbeit, haben viel zu lange Arbeitszei­ten oder werden wie Sklaven gehalten
Materielle Armut ist eine Ursache für ausbeuterische Kinderarbeit. Kinderarbeit ist al­lerdings auch eine Ursache für Armut: Wer von klein auf schuftet und niemals zur Schule geht, wird sein Leben als Tagelöhner fristen. Wo keinerlei soziale Sicherungs­systeme, wie zum Beispiel Arbeitslosenversicherungen, existieren, müssen Kinder die Schule abbrechen und arbeiten, wenn die Eltern ihren Arbeitsplatz verlieren.

Ein Geräusch lässt Kira zusammenzucken. Fraukes Gesicht erscheint über einem der Heizkessel. Sie schleicht aus ihrem Versteck heraus und greift Kira von hinten an. Sie drückt Kira mit dem Rücken an die Wand. Frauke: Wer bist du und was willst du hier?! Kira: Dasselbe könnte ich dich auch fragen. Kira schubst Frauke zurück. Frauke legt die Maschinenpistole auf sie an.
Kira: Bring mich doch um! Das nützt dir auch nichts!
Frauke tritt einen Schritt zurück. Die beiden stehen im Freeze und sehen sich an.

4
Susan und Sophia (in hochhackigen Schuhen, in denen sie nicht richtig laufen kann) treten auf.
Susan: Toll! Stell dich mal hier vor diesen Sonnenuntergang – Das ist ja perfekt!
Susan kommandiert Sophia rum; gibt Anweisungen nach Posen, etc. Sophia reagiert unwillig, sträubt sich gegen die Anweisungen der Mutter („Mach was mit den Armen! Stell dich da hin! , Kuck nicht so böse! Du musst auf Knopfdruck da sein!“ etc.) Ein kehrender Matrose lungert hinter Sophia herum und einmal versucht er auch auf das Foto mit drauf zu kommen. Er wird schließlich von Susan verscheucht. Sophia weiß nicht, was sie machen soll. Susan geht schließlich zu ihr hin und versucht sie in eine Pose zu bringen. Dabei zerreißt die Designerjacke. Der Streit zwischen den beiden wird sofort laut; schließlich rennt Sophia weg. Eventuell wirft sie dabei die High Heels ab und schlüpft schnell in ihre Pantoffeln o.ä., die sie während des Shootings neben sich gestellt hatte. Susan versucht ihr nachzulaufen, wird aber von dem kehrenden Matrosen , der ihr mit seinem Besen den Weg verstellt, aufgehalten.
Susan: Ach, egal, die kommt schon wieder.

5
Kira und Frauke stehen sich einander genauso gegenüber wie am Ende von Szene 3.
Kira: Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Ich suche auch nur ein Versteck hier unten. Frauke: (nimmt nach einigem Zögern ihre Waffe runter) Na Okay; du kannst ja bei mir bleiben, wenn du schön artig bist. Hast du was zu essen bei dir?
Kira: Nein, aber vielleicht gibt’s ja hier unten irgendwo was Essbares. Frauke: Wir können uns ja mal umsehen.
Kira verschwindet suchend hinter den Heizkesseln. Frauke sucht im Vordergrund der Szene den Raum ab, so dass wir sie sehen können. Während sie sucht, liest Paula den folgenden Text:

Die Kindersoldatinnen und -soldaten in Konfliktgebieten werden meistens zwangsrekrutiert. Sie werden manipuliert, entführt oder mit Gewalt eingeschüchtert, damit sie der Gruppe beitreten.
Diejenigen, die Befehlen nicht gehorchen, werden oft vor den Augen anderer bestraft oder sogar getötet. In manchen Fällen bekommen die Kinder Alkohol oder andere Drogen, um ihre Angst zu verringern oder um sie für ihre Kommandanten gefügig zu machen. Einige Kinder werden sogar dazu gezwungen, eigene Familien- oder Gemeinschaftsmitglieder zu töten, was sie vollständig von der bewaffneten Gruppe abhängig macht, die dann allein für ihren „Schutz“ und ihr Überleben verantwortlich ist.
(Eventuell kann Frauke auch im Freeze, für alle sichtbar, verharren, bis der Text zu Ende ist). Am Ende des Textes geht Frauke wieder nach hinten und Kira taucht wieder auf. Inzwischen ist Sophia erschienen und sieht sich – ähnlich wie vorher Kira – ängstlich und neugierig zugleich in dem fremdartigen Maschinenraum um. Kira steht mit dem Rücken zu ihr, und ohne dass Sophia sie sieht, stoßen sie mit den Rücken aneinander. Verwundert und vorsichtig beginnen sie ein Gespräch („Wer bist du? – Was machst du hier?“ etc. Sophia: „Ich versteck mich vor meiner Mutter.“ K.: „Wieso versteckst du dich vor deiner Mutter?“ S.: „Ach, das ist eine komplizierte Geschichte.“ ) Frauke tritt hinzu und ist misstrauisch und feindselig Kira nimmt sie beiseite und überzeugt sie davon, dass Sophia ihnen nützlich sein kann. Sophia belauscht die beiden. Frauke, nach anfänglichen Zweifeln („Hast du dir die mal angekuckt?“), lenkt schließlich ein, als sich herausstellt, dass Sophia noch ein paar Kekse in ihrer Tasche hat.

6
Szene an Deck. Paula sitzt in der Mitte auf einem Stuhl und wird vom Steward bedient (Pantomime zwischen Paula und Timon). Maria kommt zurück von ihrer Suche nach Sophia. Sie ist erschöpft und resigniert und sinkt auf einen Stuhl nieder.Susan kommt hinzu, setzt sich zu Sophia und macht ihr Vorwürfe weil sie ihrer Aufsichtspflicht nicht nachgekommen ist. Maria ergreift zaghaft Partei für Sophia, wird aber von ihrer Arbeitgeberin zurechtgewiesen. Susan schickt Maria noch einmal los. Während Maria sich wieder auf die Suche macht, läuft Susan unruhig auf und ab und in ihrer Sorge um die Tochter verlangt sie den Kapitän zu sprechen. Der Steward eilt, ihn zu holen. Maria kommt ohne Erfolg zurück. Sie versucht noch einmal ihre Chefin zu beschwichtigen, wird aber abgebügelt. Als der Kapitän erscheint, macht Susan ihm energische Vorhaltungen, darüber, dass ihre Tochter spurlos verschwunden ist und die Schiffsleitung wohl nichts zu unternehmen gedenkt. Der Kapitän beruhigt sie und verspricht, alles zu tun um die Tochter wohlbehalten zurückzubringen. (Michels Stichwort für Paula: „. . . heil zurückzubringen . . .“).Susan verlässt mit dem Kapitän zusammen die Szene und schmeißt im Vorbeilaufen Paula um. Maria entschuldigt sich für Susan und will Paula aufstehen helfen. In ihrer Ungeduld tadelt Susan sie dafür und treibt sie zur Eile bei der Suche an.

7
Unter Deck sind Frauke, Kira und Sophia ins Gespräch gekommen. Plötzlich starrt Kira ganz entgeisert Sophias Designerjacke an. K.: „Ich glaube, die kenne ich !!“ S.: „Oh, das bezweifele ich, dass du die kennst. Das ist eine Designerjacke“. Kira beginnt die Jacke näher zu untersuchen. Frauke und Sophia reagieren verblüfft. Kira untersucht die Nähte und so weiter. Sie gibt dem Publikum zu verstehen, dass sie diese Jacken selbst in dem Betrieb, in dem sie gearbeitet hat, genäht hat. K.: „Ja, kuck doch, hier müsste eine Naht sein. . . . und die Naht hier, die wird mit der M 35 gemacht!“ – Sie betrachtet die Jacke länger und schmeißt sie schließlich in einem kurzen Wutanfall zu Boden.
Sophia hat plötzlich den Einfall, bei den Mülltonnen des Bordrestaurants etwas zum Essen zu organisieren. Sie schleicht sich mit Frauke, die ihr immer noch nicht traut, an Deck.

P.: Sophia spürt plötzlich, dass ihre neuen Bekannten ein Leben führen, das von dem ihren absolut grundverschieden ist. Sie fühlt, dass sie solch ein Leben voller Entbehrungen und ständiger Angst auf keinen Fall führen kann und sie beginnt, ihre Flucht vor ihrer Mutter und ihren Ausflug unter Deck zu bereuen.

Kira ist plötzlich völlig fasziniert von der Jacke und zieht sie, wie in einer zeremoniellen Handlung selbst an ( Jacke wird so etwas wie der Mantel, der Harry Potter, unsichtbar macht – wie das Ballkleid für Aschenputtel). Sie verlässt den Keller alleine und begibt sich in der Jacke an Deck. Sie fühlt sich sicher in diesem Kleidungsstück. So gehört sie endlich zu der großen Gruppe der reichen Passagiere an Bord.

8
Maria hat die Suche nach Sophia aufgegeben und ist resigniert. Sie sieht Kira und glaubt für einen Moment, etwas Vertrautes zu erkennen. Maria steht auf, macht ein paar Schritte auf Kira zu, doch dann sieht sie, dass es nicht Sophia ist und sie sinkt erschöpft auf einen Stuhl.
Tumultartige Szene zum Schluss:
Susan und der Kapitän nähern sich. Beide sind im Gespräch. Susan hat sich schon erheblich beruhigt. Susan schaut auf und erkennt die Jacke. Sie bestürmt Kira mit Fragen („Wo hast du die Jacke her?!“ / „ Was hast du mit meiner Tochter gemacht?!“ / etc.).
Frauke und Sophia kommen die Treppe herunter. Sie streiten sich, weil ihre Suche nach Essbarem ohne Erfolg war, als Maria plötzlich Sophia erkennt und ihr voller Wiedersehensfreude in die Arme fällt. Im gleichen Moment sieht auch Susan ihre Tochter und läuft auf sie zu. Sophia ist froh, dass ihr „Ausflug ins Elend“ zu Ende ist und sie wieder in die sichere Nähe ihrer Mutter zurückgefunden hat.
Frauke ist unterdessen zu Kira gegangen. Der Kapitän bemerkt Kiras und Fraukes zerlumpte Kleidung („Wer bist du? Was hast du auf diesem Schiff zu suchen?“ – „Wie seid ihr an Bord gekommen?“ – „Wo sind eure Tickets?“ – etc.). Er ruft schnell den Matrosen herbei um die beiden blinden Passagiere verhaften zu lassen. Der Matrose kommt mit einer Schusswaffe. In diesem Moment reißt auch Frauke ihre Waffe hoch und das Licht geht aus. Im BLACKOUT hört man einen SCHUSS. ENDE