Wurzeln erinnern – Zukunft gestalten
Ein Wettbewerb der Herbert Quandt-Stiftung
Das Montessori-Zentrum wurde ausgewählt, im Schuljahr 2013/14 am Wettbewerb „Trialog der Kulturen“ der Herbert-Quandt-Stiftung teilzunehmen. Das Team hat sich entschieden im laufenden Schuljahr mit den Schülerinnen und Schülern schwerpunktmäßig zum Thema „Wurzeln erinnern – Zukunft gestalten. Sprachen, Religionen und Kulturen in Deutschland“ zu arbeiten. Im Rahmen der Freien Arbeit werden den Heranwachsenden Angebote gemacht, sich mit kulturellen und religiösen Lebensformen in unserer Heimat auseinanderzusetzen. Ziel ist es, durch das Kennenlernen und Nachempfinden unterschiedlicher Lebens- und Denkweisen ein friedliches Miteinander zu fördern.
Für die Belastungen und Sorgen von Flüchtlingen werden die Schülerinnen und Schüler mit einem langen Fußmarsch im Rahmen der Auftaktveranstaltung sensibilisiert. (siehe auch Film)
Besuche in der Saarbrücker Moschee und in der Saarbrücker Synagoge bringen ihnen die religiösen Besonderheiten näher. Eine ausgediente Synagoge in Frankreich soll erforscht und aufbereitet werden. Begegnungen mit Juden, Muslimen und Christen ermöglichen fundiertes Wissen zu erwerben und Fragen kritisch zu diskutieren. Gemeinsam sollen andere Kulturen kulinarisch erlebt werden.
Weitere Informationen zum Schulenwettbewerb „Trialog der Kulturen“ und zur Herbert-Quandt-Stiftung im Internet unter www.herbert-quandt-stiftung.de
Der Auftakt
Den Auftakt zu diesem Wettbewerb starteten wir mit einem ganz besonderen Ereignis. Als Symbol der Entwurzelung transportierten wir einen entwurzelten Baum durch die Stadt Saarbrücken. Alle Details dieses Zuges finden Sie in dem uns erstellten Dokumentarfilm.
Bericht zur Auftaktveranstaltung: Schule mal anders
Ein Baum muss weg! Die kleine Eiche stand in einem Garten und störte da so mitten auf der Rasenfläche. Eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern des Montessori-Zentrums Saarbrücken kümmerte sich um die Verpflanzung des Baumes im Rahmen des Schulenwettbewerbs „Trialog der Kulturen“. Die Gemeinschaftsschule hat sich entschieden in diesem Schuljahr unter dem Motto „Wurzeln erinnern – Zukunft gestalten. Sprachen, Religionen, Kulturen in Deutschland“ zu arbeiten und wird mit einem Startgeld von 3500.- Euro von der Herbert-Quandt-Stiftung unterstützt.
Zu diesem Projekt gehört auch die Verpflanzung der Eiche. Deren Wurzeln wurden behutsam ausgegraben, damit sie eine neue Heimat auf dem Schulgelände in Schafbrücke finden kann. In Vergangenheit und Zukunft müssen Menschen immer wieder auch mit ihrer eigenen Entwurzelung zurechtkommen. Um an ein solches Schicksal zu erinnern, zogen die Schülerinnen und Schüler am letzten Donnerstag mit der Eiche und einem alten Karren mit dem nötigsten Hab und Gut durch die Stadt. Pastoralreferent Heiner Buchen, der den jungen Menschen zu Beginn der Wanderung vor der Europa-Galerie in Saarbrücken von Pablo Nerudas Flucht und seinem Heimweh erzählte, begleitete sie.
Auf dem Gelände des Montessori-Zentrums fand anschließend die feierliche Auftaktveranstaltung statt. Pfarrer Holzapfel erzählte in einer lebendigen Rede von religiösen Wurzeln, aber auch von privaten – zu denen auch seine Leidenschaft für den saarländischen Dialekt gehört.
Aus den Wurzeln zieht die Pflanze ihre Nahrung und auch der Mensch muss seine Wurzeln kennen um sich entfalten, um seine Zukunft gestalten zu können. Gemeinsam sollen im laufenden Schuljahr unterschiedliche Wurzeln – nicht nur pflanzliche, sondern auch menschliche – erforscht werden. Den Höhepunkt des außergewöhnlichen Lerntages der Schülerinnen und Schüler bildete die spontane Rede eines „Gast-Schülers“, Ali, der vor zwei Jahren aus Afghanistan geflohen ist. Er machte deutlich, warum er fliehen musste und schilderte, wie gefährlich und mühsam seine Flucht war. So wie die Eiche soll auch Ali stellvertretend für alle anderen Flüchtlinge einen guten Ort finden, der vielleicht eines Tages eine echte Heimat werden kann. Welche Verantwortung die jungen Menschen hierbei haben, konnten sie eindrucksvoll erfahren.
Im Rahmen der Freien Arbeit werden die Schülerinnen und Schüler aller Klassenstufen sich im laufenden Schuljahr mit verschiedenen Religionen, ihren Sitten und Bräuchen, ihren Gebetshäusern und ihren Positionen zu Alltagsfragen beschäftigen. Sie erforschen Fabeln, Märchen und andere Erzählungen aus ihnen noch fremden Kulturen, setzten sich kritisch mit den Begriffen „Heimat“ und „Migration“ auseinander. In größer angelegten Diskussionsrunden werden wichtige Fragen erörtert, die für die Gestaltung einer friedlichen Zukunft von Bedeutung sind. Ein wertschätzender Umgang mit sich und seiner Umwelt ist ein wichtiges Erziehungsziel im Schulalltag des Montessori-Zentrums. Hierzu gehört es immer auch, genau hinzuschauen, was die direkte Umwelt vom Einzelnen verlangt. Nur so können eine Reihe von Konflikten bereits im Vorfeld vermieden werden. Gleichzeitig heißt es aber auch, Verständnis füreinander zu entwickeln, um eine Gleichgültigkeit zu verhindern. Begegnungen mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen und Religionen, mit unterschiedlichen Lebensgeschichten und -entwürfen sollen den Horizont erweitern, Empathie und Verstehen ermöglichen.
Die Arbeitsergebnisse werden im März auf dem großen „Markt der Möglichkeiten“ und abschließend im Juni auf einem großen Schulfest präsentiert.
Der erste Besuch von Frau Martin (Herbert-Quandt-Stiftung)
Am Freitag, dem 6.Dezember 2013 besuchte uns Frau Ute Martin von der Herbert-Quandt-Stiftung, um sich einen Überblick über unsere Projekte im Rahmen des Wettbewerbs „Trialog der Kulturen“ zu verschaffen. Das Thema des Wettbewerbs lautet „Wurzeln erinnern, Zukunft gestalten“. Unsere Schule ist eine der ausgewählten aus insgesamt sechs Bundesländern und konkurriert mit Schulen aus dem Saarland und Rheinland-Pfalz. Die Teilnahme ist für die gesamte Schule eine Bereicherung. Wir haben mehrere große und kleine Projekte im Rahmen des „Trialogs“ gestartet und stellten diese Frau Martin im Laufe des Vormittages vor.
Um halb neun trafen sich Annette Dragan (Trialog-Team) und Ute Martin in der Bibliothek unserer Schule. Dort gab Annette Dragan, dem noch etwas zurückhaltenden Gast, bei einer heißen Tasse Tee eine kurze Einführung in die Projekte der Schüler. Frau Martin schien von der Vielfalt der Ideen sehr beeindruckt zu sein. Sie stellte auch an uns, die Reporterinnen, Fragen und erzählte von ihrem Studium in Geschichte und Türkologie, welches sie ein halbes Jahr in der Türkei absolviert hat und sich heute mit dem Islam beschäftigt und dass sie seit drei Monaten für die Herbert-Quandt-Stiftung arbeitet. Nachdem wir ihr beantwortet hatten, was für uns Religion bedeutet und wie wir sie ausleben, gingen wir mit ihr in den Differenzierungsraum, wo uns 5/6er einen Einblick in ihre Arbeiten zu den Weltreligionen gaben. Die Presse nutzte nach der Darbietung die Gelegenheit um Fotos mit den sichtlich beeindruckten Kindern, den stolzen Lehrern und Frau Martin zu machen. Weiter ging es ans Biotop, wo eine kurze Fotosession mit der fröstelnden Bienengruppe anstand. Wieder zurück in der Wärme stellte die Bienengruppe im Werkraum ihre Projekte zu den Top-Bar-Hives, mobile Bienenwohnungen, und dem Projekt „Honig in verschiedenen Kulturen“ vor. Nina Utesch animierte Frau Martin dazu, Äpfel getunkt in selbst produzierten Honig zu probieren, was ein Neujahrsbrauch im Judentum ist. Die kleine Kostprobe kam gut an und diente hervorragend als kleiner Zwischensnack. Während der Präsentation kam es zu der Idee, Kerzen für die Abschlussveranstaltung des Trialogs herzustellen, auch unser Gast schien von der spontanen Idee überzeugt zu sein. Als nächstes ging es in die Turnhalle, in der eine kleine Gruppe von 7ern Frau Martin ihre sehr imposanten Skizzen zum Mosaikprojekt mit ausdrucksstarken Metaphern vorstellten. Auch Frau Martin wirkte sehr interessiert und gespannt auf die Fortschritte der verschiedenen Projekte. Nun stand das „Pressegespräch“ an. Herr Lang von der Saarbrücker Zeitung stellte ein paar Fragen an uns und Frau Martin und notierte sich alles genau. Danach gab Judith Appel (Projekt-Team) noch einmal eine kurze Einführung zu weiteren Projekten und präsentierte unseren „Trialogbaum“, der für jedes abgeschlossene Projekt ein weiteres Blatt erhält. Im Anschluss zeigten die Gestalter unserer Homepage, Felix Straßner und Henry Wönne, das Video zu unserer Auftaktveranstaltung, einer Wanderung mit unserem entwurzelten Baum durch Saarbrücken. Frau Martin stellte sich noch einmal den hinzugekommenen Schülern vor und überreichte dem erfreuten Direktor Uli Baselli eine Tafel, die zeigt, dass unsere Schule ein Teil des Schulenwettbewerbs „Trialog der Kulturen“ ist.
Der Besuch von Frau Martin hat bei allen Beteiligten den Ehrgeiz noch mehr gestärkt und wir werden weiterhin unser Bestes geben, die Projekte mit viel Spaß fortsetzen, um den Wettbewerb zu gewinnen.
Von den Reporterinnen Clara R., Emily S. und Marie R. (10 a/b)