Zu den Kernstücken der Montessori-Pädagogik gehört das Prinzip der vorbereiteten Umgebung. Die Notwendigkeit der Vorbereitung ergibt sich aus der veränderten Haltung gegenüber dem Kind und der veränderten Art der Erziehung. Maria Montessori sagt dazu: „Das neue Problem fußt vielmehr auf folgendem: Dem aktiven Kinde eine angepasste Umgebung zu schaffen. Das ist augenscheinliche Notwendigkeit; denn – haben wir die Stunden abgeschafft, und haben wir uns vorgenommen, sie durch Tätigkeit des Kindes selber zu ersetzen, so ist es notwendig, dieser Aktivität greifbare Dinge zu geben, an denen das Kind sich üben kann.“[1]
Ein aktives Kind, das Zusammenhänge eigenständig begreift, muss dies in einer adäquaten Umgebung tun. Diese beginnt mit den Möbeln, die leicht zu bewegen sein sollen und geht weiter mit Regalen mit dem Montessori-Material, welche nach dem Prinzip der äußeren und inneren Ordnung eingeräumt sind. Die vorbereitete Umgebung muss sich in allen Aspekten auf die Kinder ausrichten. Diese vorbereitete Umgebung gilt als Arbeitsauftrag für die Erwachsenen. Die Aufgabe der Lehrkraft ist es, für diese Umgebung Sorge zu tragen und sie so vorzubereiten, wie das Kind sie vorfinden sollte. Neben den bereits angesprochenen Prinzipien wohnt der vorbereiteten Umgebung auch ein Moment der Ästhetik inne: „Die Gegenstände sollen gediegen und anziehend sein. Ein Kinderhaus soll in den kleinsten Einzelheiten schön und gefällig sein, denn Schönheit ermuntert zur Tätigkeit, zur Arbeit.“[2]
Darüber hinaus gehört es ebenfalls zur vorbereiteten Umgebung, dass sie das Streben nach Verbesserung bzw. Perfektion anregt, indem in ihr z.B. auch laute und zerbrechliche Gegenstände ihre Daseinsberechtigung haben. Denn nur, wenn es die Möglichkeit gibt, etwas laut zu tun oder versehentlich kaputt machen zu können, kann das Kind seinem Streben nachkommen, die gleiche Tätigkeit leise oder gar lautlos bzw. ohne Bruch auszuüben.
Aus den genannten Gründen ergibt sich die Notwendigkeit der vorbereiteten Umgebung, da gilt: „Wenn ein Mensch nicht in seiner geeigneten Umgebung lebt, dann kann er nicht alle seine Fähigkeiten normal entwickeln, und er kann nicht auf dem Grund seiner eigenen Seele forschen und lernen, sich selbst zu erkennen.“[3]
An unserer Schule hat jede Klasse ihren eigenen Klassenraum und jede Klassenstufe ihre eigenen Differenzierungsräume, die nach dem Prinzip der Vorbereiteten Umgebung durch die Pädagog*innen gestaltet werden. Die Aufgabe, auf die Vorbereitete Umgebung zu achten, nehmen Pädagog*innen und Schüler*innen gemeinsam wahr, indem z.B. die Klassenräume gemeinsam aufgeräumt und gepflegt werden.
[1] Montessori, Maria: Grundlagen meiner Pädagogik. Wiebelsheim 2005: Quelle & Meyer. S.45.
[2] Montessori, Maria: Zehn Grundsätze des Erziehens. Freiburg im Breisgau 2007: Herder. S.51.
[3] Montessori, Maria: Zehn Grundsätze des Erziehens. Freiburg im Breisgau 2007: Herder. S.48.